2013-05-08: Offener Brief von Axel Trawöger

Offener Brief an den Aufsichtsrat und den Vorstand des Bund der Versicherten e. V.

Sehr geehrte Herren,

für die, die mich nicht kennen:

In die Zeit meiner Vorstandstätigkeit fällt die - leider auch noch von mir mit initiierte - Wahl von Frau Blunck zur Geschäftsführerin des BdV. Es gab zwar seinerzeit gute Gründe, Frau Blunck für dieses Amt vorzuschlagen, jedoch musste ich schon kurz nach der Wahl von Frau Blunck feststellen, dass es sich um eine krasse Fehlentscheidung gehandelt hatte. Es gelang mir später nicht, zu verhindern, dass Frau Blunck hauptamtlicher Vorstand des BdV wurde und sich einen von ihr handverlesenen Aufsichtsrat zur Seite stellte, der, so der bei mir entstandene Eindruck, willfährig alle für den BdV schädlichen Entwicklungen mit trug.

In der Folgezeit ist es mir nur mit gerichtlicher Hilfe gelungen, BdV-Mitglied zu bleiben - der Vorstand des BdV hat viel Geld in den vergeblichen Versuch investiert, mich und andere kritische Mitglieder des BdV mundtot zu machen. Ich habe mich dennoch mit Äußerungen über die neue Führung und die Arbeit des BdV zurück gehalten, weil ich es grundsätzlich für unangemessen halte, wenn sich ehemalige Vorstände über neue Vorstände negativ äußern. Dennoch habe ich die Tätigkeit des BdV und das Geschehen im BdV als aufmerksamer Beobachter begleitet. Und musste mit ansehen, wie der ehemals schlagkräftige BdV unter dem neuen Vorstand in Bedeutungslosigkeit versank und zudem wirtschaftlich immer schlechter da stand.

Um so mehr freute ich mich, als Herr Wrocklage dann - offenbar eine Minute vor zwölf - interimsweise das Amt des Vorstandsvorsitzenden übernahm und wirklich gute Arbeit leistete. Noch mehr freute ich mich, als, offenbar auf Betreiben von Herrn Wrocklage, Herr Kleinlein als fachlich hochqualifizierter neuer Vorstandsvorsitzender berufen wurde. Und ganz besonders freute ich mich, als ich feststellte, wie Herr Kleinlein arbeitete, dass der BdV unter seiner Leitung bereits nach kurzer Zeit wieder Bedeutung und Schlagkraft erlangte.

Mit entsprechend großem Entsetzen habe ich von der Abberufung des Herrn Kleinlein als Vorstandsvorsitzendem durch den Aufsichtsrat erfahren - einem Aufsichtsrat, der aus der Erfahrung der letzten Jahre - mit Ausnahme von Herrn Wrocklage - bei mir als BdV-Mitglied fast alles hat, nur nicht mein Vertrauen. Nun ist Herr Wrocklage auch aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden. Zwei der noch von Frau Blunck handverlesenen Aufsichtsratsmitglieder sind seit gestern offenbar die einzigen Aufsichtsratsmitglieder des BdV.

Herrn Wrocklage danke ich ausdrücklich an dieser Stelle für sein Engagement im Vorstand und im Aufsichtsrat des BdV. Ich bedauere sein Ausscheiden aus dem Aufsichtsrat zutiefst, denn damit gibt es im Aufsichtsrat und im Vorstand des BdV niemand mehr, den ich als zumindest moralisch legitimiert ansehe, den BdV zu führen. Ich achte aber die Entscheidung von Herrn Wrocklage, weiterhin Rückrat zu zeigen.

In der nunmehrigen Situation des BdV muss ich meine Zurückhaltung aufgeben, was die Kritik an Vorständen und Aufsichtsräten betrifft, denn nach meinem Eindruck wird der BdV mit Vollgas "gegen die Wand gefahren": Ich rufe deshalb den Aufsichtsrat und den Vorstand mit allem Nachdruck auf, sich seiner Verantwortung zu stellen. Und die Verantwortung besteht gegenüber den Mitgliedern des BdV, nicht einem, so der in der Öffentlichkeit zwangsweise entstehende Eindruck, klüngelnden "inner circle". Die Mitglieder des BdV haben Anspruch darauf, zu erfahren, welche Gründe den Aufsichtsrat zu einer Abberufung von Herrn Kleinlein und zur Bestellung des neuen Vorstands bewogen haben, weshalb Herr Wrocklage aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden ist. Die Mitglieder haben Anspruch darauf, die vom Aufsichtsrat genannten Gründe abzuwägen und sich gegebenenfalls auch von einem Aufsichtsrat zu trennen, der nicht überzeugt. Derzeit kann ich mir als Mitglied des BdV über die Gründe der Abberufung von Herrn Kleinlein und des Ausscheidens von Herrn Wrocklage nur ein Bild durch zweite-, dritte- und vierte-Hand-Informationen machen. Sollte auch nur die Hälfte dieser Informationen stimmen, hätten Aufsichtsratmitglieder ihre eigenen Interessen über die Interessen des BdV gestellt. Dennoch: Ich bin zu lange Rechtsanwalt, um nicht erst auch "die andere Seite" - und zwar aus erster Hand - hören zu wollen, bevor ich mir ein abschließendes Urteil bilde.

Nachdem die Abberufung und Bestellung von Vorständen unter den aktuellen Umständen ein viel zu wichtiges Thema für den BdV ist, um dies allein einem unkontrolliert handelndem Aufsichtsrat zu überlassen, der möglicherweise eigene Interessen über die des BdV stellt, ist es angemessen, aber auch notwendig, eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen, in der der Aufsichtsrat Bericht erstattet und sich seiner Verantwortung stellt. Ich fordere den Aufsichtsrat und Vorstand des BdV daher auf, dieses Thema nicht nur weiter auszusitzen, nicht nur weiter zu taktieren, sondern unverzüglich alle Schritte einzuleiten, damit - sehr - kurzfristig eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen wird.

Hochachtungsvoll

Axel Trawöger
- Rechtsanwalt -

Mittwoch, 8. Mai


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